#13: Urbanistisches Ballett des Urban Practitioner

Wandzeitung #13, Jänner 2013

Urbanistisches Ballett des Urban Practitioner

Barbara Holub/transparadiso und Folke Köbberling/Köbberling Kaltwasser

Die Ausgabe 13 der „Wandzeitung“ thematisiert die transdisziplinäre Rolle des Urban Practitioner ¹ anhand einer dekonstruierten Schaufensterpuppe in verschiedenen Kontexten und Operationsfeldern.
Die Wandzeitung befindet sich im 2.Bezirk, in einem Viertel, das seit einigen Jahren einem radikalen Transformations- und Verdrängungsprozess unterliegt. Dabei mussten etliche alt eingesessene Einzelhandelsgeschäfte schließen. Diese Orte wurden oftmals von KünstlerInnen und sogenannten „KreativarbeiterInnen“ übernommen. Auch die Künstlergruppe Steinbrener/Dempf & Huber hat ihr Studio in den Räumen eines ehemaligen Bettwarengeschäfts bezogen (Ecke Glockengasse/Rotensterngasse) und bespielt die Schaufensterfront seit 2010 als „Wandzeitung“.

Folke Köbberling und Barbara Holub nehmen das Motiv der Schaufensterpuppe als Zitat und setzen diese fragmentiert in immer neuen Konstellationen als Urban Practitioner ein. Sie werten sie somit um – von einer jeglicher Eigenschaften entkleideten Figur in das komplexe Potential multipler Rollen und Strategien, die neue Werte gemeinschaftlichen Handelns entgegen neo-liberal orientierten Wirtschaftens propagieren.
Der Urban Practitioner agiert als transdisziplinäre Rolle zwischen den Rollen von KünstlerInnen, StadtplanerInnen, ArchitektInnen, KuratorInnen, TheoretikerInnen, SoziologInnen. Er emanzipiert sich gegenüber herkömmlichen und vorherrschenden Planungspraktiken und erforscht neue Möglichkeiten des urbanen Handelns in der Theorie und Praxis, um aktuellen Problemen und den komplexen urbanistischen Fragestellungen begegnen zu können. Er operiert mit künstlerischen Praktiken in urbanen oder regionalen Kontexten, für langfristige Strategien; er lässt sich nicht für Aufwertungsprozesse vereinnahmen, behauptet sich gegenüber feindlichen Übernahmen und reklamiert neue Anerkennung als künstlerische Praxis auch auf dem Kunstmarkt. Seine Agenden wurden in Vorträgen, Workshops und öffentlichen Diskussionen beim Symposium „Planning Unplanned“, das Barbara Holub im November 2012 am Institut für Kunst und Gestaltung 1 an der TU Wien durchführte, thematisiert. ²


¹ Für den Urban Practitioner gibt es noch kein deutsches Wort und ebenso verwehrt er sich einer eineindeutigen Definition.

² Weitere Informationen siehe: http://www.urban-matters.org/symposium; sowie die sendung von dérive – Radio für Stadtforschung auf Radio Orange, 94.0, am 01.01.2013, http://cba.fro.at/series/1235

 

Folke Köbberling, (Köbberling & Kaltwasser), Künstlerin, Berlin
Teilnahme an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, zuletzt Einzelausstellungen: Locker Plant, Chinati Foundation, Marfa (USA)2010; Jack Hanley Gallery, NYC (USA); Galerie für Gegenwartskunst, Bremen(D); Zabriski Point, Genf (CH); Union Station/Toronto, Conference Hall/Montreal (CDN) 2011; Aussenprojekte 2011 in Vancouver, (CDN); London (E); Cars Into Bicycles, Bergamot Station, Santa Monica (USA)* und 2012 im ZKM Karlsruhe, im Lentos Museum, OK Centrum für Gegenwartskunst in Linz und bei der Ruhrtriennale.
www.koebberlingkaltwasser.de

Barbara Holub, Künstlerin, Wien
1999 Gründung von transparadiso mit Paul Rajakovics (www.transparadiso.com). 2004 Schindler-Stipendium MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles. 2005–2007 Jurymitglied von KÖR Niederösterreich. 2006–2007 Präsidentin der Secession, Wien. Für ihre Ausstellungen und urbanen Interventionen konzipiert sie performative Sets und neue Formen kollaborativer Praxis, u.a. The Blue Frog Society, DOX Center for Contemporary Art, Prag; 64th UN NGO/ DPI conference, Bonn. Seit 2010 leitet sie das Forschungsprojekt „Planning Unplanned_The Role of Art in the Context of Urban Development“ am Institut für Kunst und Gestaltung, TU Wien.
www.barbaraholub.com